Aus den Ortswehren

Fünf Fragen an…

Tanja Weilbier Ortsbrandmeisterin der Freiwilligen Feuerwehr Wendessen

Als wir uns Ende vergangenen Jahres zu einem Gespräch in Wendessen trafen, hatte ich eigentlich die Absicht eine Nachbetrachtung des Landesvorentscheids 2019 in Wolfenbüttel, aus Sicht der Ortsbrandmeisterin Tanja Weilbier aus Wendessen zu schreiben.

Da sie eine von zwei Ortsbrandmeisterinnen im Landkreis Wolfenbüttel ist, sollte das im Rahmen der Fünf-Fragen-an…-Reihe geschehen. Ein kleiner Ausblick auf den Landesentscheid im Rahmen der Interschutz in Hannover sollte auch in diesem Artikel enthalten sein. Und dann kam Corona.

Der Landesentscheid wurde abgesagt und der Artikel war gegenstandslos geworden. Also dann, auf ein Neues.

Als ich an diesem Mittwoch nach Wendessen kam, lernte ich eine sympathische, herzliche und offene junge Frau kennen, die mit beiden Beinen mitten im Leben steht.

Sie ist den langen und nicht immer einfachen Weg von der Jugendfeuerwehr bis zur Ortsbrandmeisterin der Freiwilligen Feuerwehr Wendessen gegangen.  Dass sie durch ihre, seit Generationen in der Feuerwehr verwurzelte Familie, von klein auf miterlebt hat, dass die Feuerwehr zur Familie gehört, merkt man an der Freude, Begeisterung und an der Überzeugung mit der Tanja über ihre Mädels- und Jungs, über ihre Arbeit in der Wehr und über ihr großes Vorbild, ihren Papa, spricht.

Ihr zuzuhören, wie sie stolz und begeistert über ihre Leute, an diesem Tag im September 2019 in Wolfenbüttel erzählt, über die Vorfreude dabei zu sein, an den Gedanken, dass dies ein besonderer Tag werden könnte, kann einen wirklich für die Arbeit in der Feuerwehr begeistern.

Die Schilderungen von den Ereignissen des Landesvorentscheids, wie der Maschinisten Prüfung zu Beginn des Tages um 8.15 Uhr, über die Atemschutzübung um 9.20 Uhr, den Löschangriff um kurz vor zehn, bis hin zum Kuppeln der Saugleitung um kurz vor zwölf. Jede Station mit 100 Prozent gewertet, aber dann diese eine Frage: Waren wir schnell genug?

Von der langen Wartezeit bis zur Siegerehrung und den Gedanken bei der Siegerehrung, als die ersten drei Gruppen aufgerufen wurden, haben die uns vielleicht vergessen?

Doch dann, Platz 2, mit 100 Prozent und in den Zeitakten nur 1,98 Sekunden am ersten Platz vorbei.

Das bedeutete, dass sich die Freiwillige Feuerwehr Wendessen für den Landesentscheid im Rahmen der Interschutz in Hannover qualifiziert hatte.

Ein toller Erfolg.

Doch dann kam Corona, der Lockdown und das für jedes Feuerwehrmitglied bis dahin Unvorstellbare, kein Dienstbetrieb, alle Veranstaltungen, Wettbewerbe, alles außer den Einsätzen, abgesagt. Der Landesentscheid ist nun auf 2021 verschoben.

Aber die Gesundheit steht immer an erster Stelle.

Bleibt also nur, der Freiwilligen Feuerwehr Wendessen viel Spaß und viel Erfolg im nächsten Jahr zu wünschen.

5 Fragen an Tanja Weilbier, Ortsbrandmeister in Wendessen

Warum bist du in die Feuerwehr eingetreten?

Mein Eintritt in die Feuerwehr war eigentlich nicht freiwillig. Ich würde sagen, es wurde mir in die Wiege gelegt. Schon mein Opa war in der Feuerwehr. Mein Vater war jahrelang stellvertretender Ortsbrandmeister. Das hatte zur Folge, dass ich schon als kleines Kind eine maßgeschneiderte Kombi anbekam und bei Umzügen als Maskottchen diente.

Ich bekam immer mit, wenn mein Vater zum Einsatz musste. Bei größeren und schlimmeren Einsätzen saßen wir Kinder dann zu Hause und haben auf ihn gewartet, egal ob Tag oder Nacht. Meine Mutter traf sich dann mit den anderen Frauen in der Feuerwehr und kochte Kaffee und schmierte Brote für die Männer, wenn sie aus dem Einsatz kamen. So etwas gibt es heute leider nicht mehr.

Und als ich dann alt genug war, war es bei uns zu Hause irgendwie gar keine Frage, ich ging ab meinem 10. Lebensjahr einmal die Woche zur Jugendfeuerwehr.

Welches waren deine Stationen in der Feuerwehr?

Die erste Station war wie schon erwähnt, die Jugendfeuerwehr bis zum Erreichen der Leistungsspange zusammen mit Kameraden aus Ahlum und Linden. Mit denen habe ich zum Teil heute noch Kontakt. Und es haben sich daraus echte Freundschaften gebildet.

Weiter ging es mit der Übernahme in die aktive Wehr. Ich habe dann auch sehr schnell mit meiner Ausbildung begonnen. Angefangen mit dem „alten“ Grundlehrgang, gefolgt vom Sprechfunker- und Maschinistenlehrgang. Später bin ich nach Celle gefahren und habe dort meinen Truppführer und später meinen Gruppenführer Lehrgang gemacht. Ich war in unserer Ortswehr kurzzeitig stellvertretende Jugendwartin, dann Jugendwartin, danach Gruppenführerin.

Als ich schwanger wurde, trat ich ein wenig kürzer. Aber nur, weil die Uniform und die Einsatzklamotten nicht mehr gepasst haben. Als ich dann Mutter war, habe ich eine Auszeit von zwei Jahren genommen. Ich habe aber gemerkt, dass mir ohne Feuerwehr etwas fehlt und bin langsam wieder eingestiegen.

Ein paar Jahre habe ich dann noch den Posten der Gruppenführerin inne gehabt, bis ich stellvertretende Ortsbrandmeisterin wurde und kurze Zeit später Ortsbrandmeisterin.

Wer oder was hat dich in deiner Feuerwehrlaufbahn am meisten geprägt?

Ganz klar mein Vater. Er ist mein größtes Vorbild. Und zwar in allen Dingen, nicht nur was Feuerwehr angeht.

Er hat mich geprägt, gelehrt und ausgebildet. Alles was ich heute bin, habe ich ihm und seiner liebevollen Unterstützung zu verdanken.

Die erste Zeit meiner aktiven Dienstzeit sind wir noch zusammen in den Einsatz gefahren und wir haben gegenseitig auf uns aufgepasst. Es war eine schöne Zeit. Früher habe ich immer gewartet bis er gesund und munter aus dem Einsatz zurückgekehrt ist. Heute wartet er auf mich und dann wird geredet, gefachsimpelt und diskutiert. Und nicht selten kommt es vor, dass er mir nach einem schweren Einsatz Mut macht und aufs Neue den Rücken stärkt. Ich habe ihm unheimlich viel zu verdanken und ohne ihn hätte ich vielleicht schon so manches Mal aufgegeben.

Wie lautet dein Lebensmotto?

“Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!”

Bei mir hat es etwas länger gedauert, es umzusetzen. Doch seit einigen Jahren tue ich es und es ist wunderbar.

Wo siehst du dich in zehn Jahren?

Wenn meine Kameraden es wünschen, noch immer als Ortsbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Wendessen!

Es gibt überall Höhen und Tiefen, gute und schlechte Zeiten… doch ich habe eine tolle Truppe hinter mir, worauf ich sehr stolz sein kann. Und ich sage immer: Wir sind eine kleine, aber feine und gut ausgebildete Feuerwehr mit guter Kameradschaft. Und ich möchte weiterhin ein Teil davon sein.