Stadt Wolfenbüttel

Schwierige Rettungsaktion – Feuerwehrleute übten

Das Szenario sollte genug Potential bieten, um eine ganze Mannschaft zu beschäftigen. Ein Vorhaben, was Übungsleiter Eike Hoppmann von der Gruppe 2/2 der Ortsfeuerwehr Wolfenbüttel auch gelang.

Der angenommene Notfall, der auf dem Gelände der Firma Sven Müller Gerüstbau stattfand, sah einige Überraschungen für die Gruppenmitglieder vor. Zunächst sorgte der aufsteigende Rauch aus einer Halle schon vor dem Eintreffen der Feuerwehr für Aufsehen. Mehrere Autofahrer stoppten, um nach dem Rechten zu sehen. Die Leitstelle war vorab von der Übung informiert, falls es zu Notrufen kommen sollte. Der erste Löschzug, bestehend aus Tanklöschfahrzeug (TLF), Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF) und der Drehleiter (DLK) trafen glücklicherweise wenige Minuten später am vermeintlichen Notfallort ein. Der Gruppenführer des TLF, Marcel Lange, erreichte als Erster das Gelände des Gerüstbauers. Er wurde schon von einem aufgeregten Hausmeister erwartet. Zunächst erkundete Lange den Bereich in und um die Halle, aus der der Rauch aufstieg. Leise Hilferufe waren zu hören, sofort informierte der Gruppenführer seinen Atemschutztrupp, der sich in die verrauchte Halle begab. Hier begann die Absuche – zwischen den Gerüstteilen, einem kleinen Lastwagen und verschiedenen Gerätschaften lag ein Mensch und rief um Hilfe. Die beiden Feuerwehrleute Dennis Nowicki und Jan Stimbeck, ausgerüstet mit Atemschutz, fanden die verletzte Frau schnell. Sie hatte sich mit Armen und Beinen in einem Netz verfangen und wurde souverän von den beiden Feuerwehrleuten aus ihrer misslichen Lage befreit und nach draußen gebracht.

Derweil wurden noch zwei weitere „Opfer“ entdeckt. Eines lag unter einer herabgestürzten Holzkiste im Freien und in der verrauchten Halle wurde Erika gefunden – allerdings begraben unter einem Reifen. Hier war an eine lebende Rettung nicht mehr zu denken. Übungsleiter Hoppmann zu den anfänglichen Maßnahmen: „Die Feuerwehr hat das Feuer gelöscht, die Ursache war eine Verpuffung in einer offenen Lagerhalle. Ein Opfer, unter einer Holzkiste liegend, hatte schwere Verletzungen durch den Aufprall erlitten. Im offenen Lager wurde eine Person von einem LKW-Reifen erschlagen und eine Frau, die durch die Verpuffung abrutschte, blieb in den aufgehängten Netzen hängen. Dabei prallte sie mit dem Rücken auf das darunter liegende Metallgerüst. Sie wurde durch den Atemschutztrupp aus der Gefahrenzone gerettet und später dem Rettungsdienst übergeben.“

Der Hausmeister machte Einsatzleiter Lange dann auf einen weiteren Mitarbeiter aufmerksam. Auf einem Gerüst, in rund fünf Metern Höhe, lag ein verletzter Mann. Ihm war es nicht mehr möglich, selbst herabzusteigen. Grund hierfür die Rückenverletzung des Mannes. Feuerwehrleute kletterten unter Aufsicht des HLF-Gruppenführers, Christian Essner, über eine Leiter zum Verletzten herauf und betreuten ihn. Ein anwesender Rettungssanitäter der Feuerwehr führte eine Untersuchung durch, dabei kamen die Verletzungen des Opfers zum Vorschein. An ein selbständiges Bewegen war daher nicht mehr zu denken.

Nun begann der schwierige Teil der Übung – aufgrund abgestellter Lastwagen der Firma konnte die Rettung mit Hilfe des Korbes der Drehleiter nur sehr kompliziert erfolgten. „Der einfache Weg wäre der direkte Weg gewesen“, berichtet der Übungsleiter, „abgestellte Lastwagen verhinderten eine schnelle Rettung, so dass zunächst versucht wurde, von der rechten Seite der offenen Halle an den Mann heranzufahren. Das war so nicht möglich. Die Drehleiter konnte nach dem Löschen des Feuers an der nahestehenden Halle vorbeifahren. Von hier war es schließlich möglich, mit dem Korb an das Gerüst zu gelangen.“

Durch Mobilisation des Mannes konnte er dann doch mit Unterstützung aufstehen und in den Korb der Drehleiter gelangen. Im Ernstfall hätten seine Rückenverletzungen das jedoch verhindert, ein spezielles Brett zur achsengerechten Rettung – ein sogenanntes Spineboard – lag bereits bereit und wäre zum Einsatz gekommen.

„Die Übung lief soweit gut ab“, bilanziert Hoppmann, „in Teilen gab es Verbesserungsbedarf“. Für die als Gruppenführer eingesetzten Mitglieder war es ebenfalls eine Erfahrung. Hier achtete die Übungsleitung darauf, dass hier auch Kameraden zum Einsatz kamen, die diese Funktion sonst nur selten ausführen. „Jeder kann im Notfall für einen derartigen Posten in Frage kommen“, informiert der Übungsleiter, „deshalb auch diese Einteilung für die Übung“. Beobachter des Szenarios war auch Zugführer Tobias Hecht, der an diesem Abend auch als Brandmeister vom Dienst (BvD) tätig war, im Ernstfall hätte er die Einsatzleitung übernommen. „Dankeschön an die Firma Sven Müller Gerüstbau, an die beiden Mitglieder der Realistischen Unfall- und Notfalldarstellung (RUND) und an alle weiteren Helfer“, lauteten die abschließenden Worte der an der Übung beteiligten Feuerwehrleute.

Text: Stadtfeuerwehr-Presse-Team (Tobias Stein) Fotos: Ortsfeuerwehr Wolfenbüttel und Realistische Unfall- und Notfall-Darstellung (c)